Im Alter von 91 darf er das natürlich. Und wahrscheinlich
sind einige überrascht, dass er überhaupt noch gelebt hat. Schließlich ist Bradbury
einer jener Autoren gewesen, die schon zu Lebzeiten legendär waren, und das vor
allem wegen eines einzigen Werks: „Fahrenheit 451“. Dieser dystopische Roman
ist nicht nur eine gute Geschichte, sondern ebenso eine Liebeserklärung an das
schöne gedruckte Buch. Gerade in Zeiten der i-Fetischisten mit ihren kalten
E-Dingern lohnt es sich also, Bradbury wieder mal zu lesen. Zu empfehlen ist
auch – wenn man eine fruchtbare Pause von der europäischen Qual und Schwere des Schreiberseins
einlegen will – die Sammlung seiner poetologischen
Aufsätze, „Zen in der Kunst des Schreibens“. Und ganz allgemein ist es schön,
ein Foto dieses sympathischen Mannes anzusehen. Wer im hohen Alter noch solch
kindlich-neugierige Augen hat, dürfte wahrlich das eine oder andere in seinem
Leben ganz gut hinbekommen haben. Übrigens: den Pullitzer-Preis, die höchste
literarische Auszeichnung in den USA, hat Bradbury nie erhalten. Dennoch wird
von ihm vielleicht mehr bleiben, als von so manchen Preisträgern. Und sei es
nur, dass durch sein Engagement die eine oder andere öffentliche Bibliothek
erhalten geblieben ist, wofür er sich bis zuletzt eingesetzt hat.
Ray Bradbury – ein guter Autor, ein guter Mann.
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