Mittwoch, 9. Dezember 2015

Kopftuch und Krampus



Österreichweit wurden Krampusläufe abgesagt, um die Flüchtlinge nicht zu erschrecken. Nicht so in Opponitz, der Perle des Mostviertels. Hier leben seit vielen Jahren Flüchtlinge, und es gibt Krampuskäufe. Heuer war die Beteiligung besonders hoch: Mädchen mit Kopftuch posen mit Krampus. Burschen aus Afghanistan überlegen sichtlich, wie sie an so ein cooles Kostüm kommen. Offenbar hat sich hier jemand die Mühe gemacht, den Flüchtlingen Bräuche ihrer neuen Heimat zu erklären.

So geht´s auch!

Donnerstag, 26. November 2015

Die Kurzgeschichte "Das goldene Jubiläum" von Doris Fleischmann ist der literarische Text des Monats in der Dezember-Buchkultur-Ausgabe 2015!
Wer wissen möchte, was eigentlich mit dem schönen Robert damals in Kroatien vor fünfzig Jahren genau passiert ist, kann das in der neuen Textmotor-Anthologie "Dazwischen" oder auf der Literaturplattform der Buchkultur nachlesen: http://buchkultur.net/literaturplattform/


große Empfehlung



Nur noch bis 29.11.2015 gibt´s im Museum der Komischen Künste die Ausstellung "Wien in leiwanden Graphiken". Sehr lustig! Unbedingt im MQ vorbeischauen!

Dienstag, 24. November 2015

ATTERWELLEN schlagen erneut in Wien auf

Der Textmotor Luis Stabauer liest aus seinem Episodenroman "ATTERWELLEN"

am 4. Dezember, um 19:30 Uhr

Reading Room, Anzengrubergasse 19/1, 1050 Wien

Festival "Weihnachten im Advent"

Atterwellen von Luis Stabauer


Episoden-Roman (erschienen im Juli 2015 im Resistenz Verlag)


– Tagebücher?, wiederholt Karl. Schreibst du schon lange?


– Geschrieben habe ich schon als Kind, heimlich, sagt sie. Ab 1944 in Büchern, die ich alle noch habe.

Mit fünfundzwanzig Jahren zieht Erna, die Tochter eines niederösterreichischen Bauern, zu Leopold nach Seewalchen am Attersee. Sie bauen ein Haus, eröffnen ein Gasthaus. Ihr Traum vom erfüllenden Eheleben ist da längst zu Ende. Sie begreift, wie klein die Welt ist, die ihr als Ehefrau und Mutter von fünf Kindern zugedacht ist. Nach siebenundzwanzig Jahren ist Scheidung die einzige Lösung. Aber Erna hat das Träumen nicht verlernt. Sie kann ausbrechen. Als Wirtin an der Ager in Schörfling findet sie eine neue Identität. Sie bereist Paris, New York, und Málaga.
- Wenn du durchs Leben läufst, läuft es an dir vorbei, sagt sie zu ihrer Tochter Frieda in New York.
Ernas Tagebucheinträge aus sechzig Jahren werden für ihren Sohn Karl zur Basis episodenhafter Erzählungen über ihr Leben. Geschichten, die sie so erlebt hat, oder erlebt haben könnte.

 

Aufstand der Armen gegen die Reichen



Das aktuelle Krisenszenario ist für die Friedensforschung keine Überraschung.
MARTIN BEHR        (Artikel in den Salzburger Nachrichten vom 20. November 2015)
Der Terror sei die lauteste Antwort auf die bedrückenden Zustände, die durch das Ungleichgewicht zwischen der Wohlstandsgesellschaft und der Dritten Welt entstanden sind, sagt der Friedensforscher Karl Kumpfmüller. Er konstatiert einen Missbrauch der Religion und hält nichts davon, wenn Frankreich jetzt in einen „Krieg“ ziehen will.
SN: Kriege, große Flüchtlingsbewegungen, Terroranschläge. Ist die Zeit, in der wir leben für einen Friedensforscher frustrierend?
Karl Kumpfmüller: Wir leben in einer aufregenden, bedrohlichen Zeit. Es passiert genau das, was die Friedensforschung vor rund 40 Jahren bereits klar gesagt hat: Wenn wir die Armut in der Dritten Welt nicht bekämpfen, werden diese Menschen vor unserer Tür stehen und kämpfen. Und: Ihnen wird jedes Mittel recht sein, weil sie nichts mehr zu verlieren haben.
SN: Die Forschung hat dieses Szenario vorhergesehen?
Ja. Johan Galtung, der Begründer der Friedens- und Konfliktforschung, sprach immer schon vom Dritten Weltkrieg im doppelten Wortsinn. Dieser findet längst statt, ist aufgesplittert in viele Einzelkriege, die aber alle das gleiche Muster haben: der Aufstand der Armen gegen die Reichen. Trotz der Warnungen der Wissenschafter hat es die internationale Politik konsequent vermieden, die Kluft zwischen arm und reich zu verringern. Das rächt sich jetzt auf dramatische Weise.
SN: Was wäre zu tun gewesen?
Den ärmeren Staaten mehr Finanzmittel geben und weniger Ausbeutung zu betreiben. Heute müssen die ärmeren Länder jährlich 500 Milliarden Euro Schuldenrückzahlung aufbringen, im Gegenzug bekommen sie 120 Milliarden Entwicklungshilfe. Das heißt: Wir unterstützen damit das Bankensystem, den Betroffenen bleibt nichts. Wir haben das alle lange verdrängt, jetzt, wo die Menschen in Europa sind, wird uns das Elend bewusst.
SN: Sind Sie optimistisch, dass die Ursachen der Armut in diesen Ländern jetzt wirksam bekämpft werden?
Leider nein. Obwohl über Jahrzehnte Wissenschafter, Sozialarbeiter, Seelsorger und andere gewarnt haben, ist nichts geschehen. Jetzt brauchen wir schon ein Vielfaches der finanziellen Mittel, um etwas zu bewegen. Und das hätte nur langfristig Erfolg. Derzeit wird man aber nur militärisch aktiv, damit kann man nur einer Hydra den Kopf abschlagen. Das Problem bleibt aber bestehen.
SN: Welche Rolle spielt der Terror?
Der Terror ist die lauteste Antwort auf diese bedrückenden Zustände. Die Religion ist, anders als allgemein vermutet, nicht das Problem. Alle Religionsgemeinschaften haben immer wieder deutlich auf das schreiende Unrecht hingewiesen. Es gibt auch vom Islam große Anstrengungen, im humanitären Bereich zu helfen, Banken aus arabischen Staaten gemäß ihrer Wirtschaftskraft zahlen mehr Entwicklungshilfe als der Westen.
SN: Und der islamistische Terror wie jener von Paris?
Religion kann natürlich missbraucht werden, das wissen wir aus der eigenen christlichen Geschichte nur allzu gut. Namhafte Historiker weisen darauf hin, dass keine Religion ihre Geschichte so sehr mit Blut geschrieben hat wie das Christentum. Aber Schuldzuweisungen wie diese bringen uns nicht weiter. Wichtig ist, dass das, was wir als islamistischen Terror bezeichnen, mit Religion nichts zu tun hat. Terror ist in seiner Natur immer ein faschistisches Konstrukt. Totalitarismus hat in der Geschichte immer mit Terroraktionen begonnen. Das wird leider oft vergessen.
SN: Wie kann man den Terror wirksam bekämpfen?
Die westliche Politik und die USA befinden sich in einem Dilemma. Die schreckliche Terrorwelle, die den Westen auf immer brutalere Weise heimsucht, hängt mit der einstigen Entscheidung des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush zusammen, einen flächendeckenden Krieg gegen den Terror führen zu wollen. Das hat zu Millionen unschuldigen Opfern im Irak, Afghanistan und Syrien geführt. Der deutsche Publizist Jürgen Todenhöfer hatte damals schon prognostiziert, dass sich die Opferzahlen über den individuellen Terror verhundertfachen, wenn nicht vertausendfachen. Todenhöfer bekommt leider immer mehr recht.
SN: Ist also keine Lösung in Sicht?
Es ist derzeit unmöglich von einer Lösung zu sprechen. Niemand hat eine Lösung. Wenn jetzt als Antwort auf die Attentate in Paris, die Bombardements erhöht werden, wertet dies die Terroristen nur auf. Sie werden zu wichtigen Figuren in der Weltpolitik. Ich halte nichts davon, wenn Frankreich in einen „Krieg“ ziehen will. Frankreich muss den Terror bekämpfen. Mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, aber auch mit mehr interkultureller Integration. Man muss sich endlich der Jugend, die in den Vorstädten keine Zukunft hat, widmen.
SN: Und wie kann der Syrienkrieg beendet werden?
Es ist ein ungewollter Erfolg des jüngsten Terroranschlages, dass es erstmals gemeinsame Gespräche aller Beteiligten zur Konfliktlösung gab. Unter Einschluss von Baschar al-Assad sollte jetzt rasch ein Waffenstillstand ausgehandelt werden. Es ist auch eine Chance, dass nun Wladimir Putin unter Zugzwang steht, auch er braucht in seinem eigenen Land Erfolge in der Syrienkrise.
SN: Kurz nach Österreich. Kann das Flüchtlingsthema die Gesellschaft spalten?
Es ist schade, dass die Bundesregierung bislang kein klares Profil erkennen lässt. Man ist nicht gewillt klar zu stellen, dass man Kriegsflüchtlinge bedingungslos aufnehmen will. Natürlich habe auch ich Zweifel, ob in Österreich eine immer größer werdende Zahl an Flüchtlingen ,demokratieverträglich’ wäre: Die Bevölkerung ist einfach nicht darauf vorbereitet, dass sie ihren Wohlstand teilen muss. Es ist daher zu befürchten, dass eine primitiv-populistische Politik, die behauptet, es gäbe keinen Grund zu teilen, Oberhand gewinnt. Deswegen wird sich auch leider eine Politik durchsetzen, die auch Flüchtlinge mit einem realen Asylgrund abweisen wird.
SN: Unweit des Flüchtlings–Sammelzentrums in Spielfeld kam es am Sonntag zu Prügeleien zwischen rechten und linken Demonstranten? Sinkt die Hemmschwelle der Gewalt?
Mehr als drei Jahrzehnte politischer Bildung haben zu einer Zivilgesellschaft geführt, die zu sozialem Engagement bereit ist, und es gibt auch viele weltoffene, tolerante und
hilfsbereite Menschen in unserem Land. Ob sich diese aber als gesellschaftliche
Mehrheit wird halten können, da habe ich meine Zweifel. Wir haben nur eine Zukunft, wenn bei Konflikten auf jegliche Anwendung von Gewalt im Umgang miteinander verzichtet wird. Gewalt führt immer weg von einem notwendigen Konsens und spaltet die Gesellschaft.

Karl Kumpfmüller: geboren 1947 in
Lambach, Friedens- und Entwicklungsforscher,
Begründer desGrazer
Friedensbüros und des Friedens-Instituts
in Stadtschlaining.

Dienstag, 13. Oktober 2015

TAGEBUCHTAG 2015 "Tag der Abrechnung"



Die Textmotor-Frauen Doris Fleischmann und Sascha Wittmann rechnen ab! Im Rahmen des Tagebuchtags 2015 lesen sie mit der AGA - Arbeitsgemeinschaft Autorinnen (www.aga.at) unter dem Titel "Tag der Abrechnung".

Wann: 09.11.2015, 19:00 Uhr 
 Wo: VHS Ottakring, Ludo Hartmann-Platz 7, 1160 Wien 

Alle Autorinnen: Doris Fleischmann, Christine Korntner, Ilse Krüger-Sklenicka, Cäcilia Then, Monika Vasik, Sascha Wittmann
Moderation: Barbara Neuwirth

Samstag, 19. September 2015


Strandmelodien

Hunde Freiheit bellen
Menschen vertrieben aus ihrem Land 
Ein Kommen und Gehen in Wellen
Muscheln werden zu Sand 

Dienstag, 15. September 2015

Wilhelmshaven



Wilhelmshaven

Haven der Nordsee muss es werden
Marine soll es sein
Reformen erhitzen sein Gemüt
Brücken wären nötig
Eine aus Stahl trägt seinen Namen
Wilhelm, letzter Kaiser

Spielzeug, Machtgebärden, Menschenblut
Verankert im Haven
Die Angst vor Fremdem wird verstanden
Gestern, heute, morgen
Sie zeigen wieder die Gesichter
Heben ihre Hände

Leben, Flüchtlinge, Wilhelmshaven
Es sind noch Plätze frei
Von Menschen, die die Hände reichen
Willkommen hier bei uns
Erinnert an das Leid von damals
Totgeschossne Freunde

Sonntag, 13. September 2015

Kapitalistenschweine an Bord



Kapitalistenschweine an Bord

Wie würde Thomas Mann die heutige Politik in Europa einschätzen und würde er im 21. Jahrhundert als Literat Anerkennung bekommen, oder den Nobelpreis?
Seit dem Besuch auf der Ostseeinsel Hiddensee begleitet er mich auf meiner Norddeutschlandreise. Auch seine Familie. Er hätte sich sein bürgerliches Leben ohne die väterliche Rente aus Zinsen des angehäuften Besitzes gar nicht leisten können. Hat ihn sein Vater mit seinem Vermächtnis doch noch zu einem anerkannten Mitglied des Bürgertums gemacht, obwohl, oder weil er in seinen wilden Jahren sozialistische Tendenzen zeigte?
Es ist gut möglich. Das Buddenbrock Haus in Lübeck ließ früher Gelesenes, Verschwommenes, oder nur mehr Geahntes neu auferstehen. Die lebenslustige Mutter, der verachtet und geliebte Bruder Heinrich, die stille Ablehnung des Vaters und des Bürgertums, die Thomas Mann mit seinem Hauptwerk, „Die Boddenbrocks“ verarbeitet hatte. Sein Leben war dann doch bürgerlich. Seine gesellschaftskritische Einstellung hatte er 1914 mit der Kriegsbefürwortung (wie viele andere Intellektuelle) auf Eis gelegt.
Wurden ihm die ambisexuellen Neigungen verziehen, weil man darüber nicht ernsthaft sprechen wollte, weil er damit nicht aus den Normen ausgebrochen war (Ehe und Kinder), oder weil er berühmt geworden war?
Thomas Manns Zeit in München war wilder und freier als jene in Lübeck. Es war der Aufbruch und der Versuch Neues mit der Räterepublik umzusetzen. Sein Bruder Heinrich hatte nicht nur den Ersten Weltkrieg abgelehnt, er war auch bekennender Linker. Erich Mühsam und der Versuch als Bohemien in München zu leben prägten Thomas nur wenig. Mit den Geldern aus dem Familienbesitz und dem „Zubrot“ des Nobelpreises1929, wurde ihm das bürgerliche Leben wieder wichtiger. Er wurde Instanz für andere Schriftsteller, für das kulturelle Leben in Deutschland – bis die Nazis an die Macht kamen. Sie hatten Erich Mühsam bereits 1934 im KZ Oranienburg ermordet, und die Familie Mann in viele Teile der Welt vertrieben.
Heute sind sie wieder alle vereint, im Buddenbrock Haus in Lübeck, im Ratskeller zu Lübeck und geistig auch in den vielen Kulturaktivitäten Lübecks. Am 12. September 2015 fand die „Theaternacht in Lübeck“ statt. Im Theatersaal eines Schiffes an der Trave endete der Abend für mich mit der Ehrung der „Kapitalistenschweine“, die besondere Form einer Publikumsbeteiligung, in der lokale Kunstdarbietungen über das Füllen von Sparschweinen gekürt werden.

Montag, 31. August 2015



es beobachtet mich

In Bautzen das Stasi Gefängnis besucht
Sie haben die Schreie nicht gehört
Damals
Aber jetzt im Wald
Ein großer kahlköpfiger Deutscher
Mit deutsch deutschem Unterarm in Runen
Ehre und Stärke eingraviert
Seine zwei Mädchen spielen
Seine Frau:
Jetzt kommen sie wieder raus aus ihren Löchern
Die 71 Toten
Erstickten
Die beinahe Abgefackelten
Die Ersoffenen
Die Niedergeknüppelten
Vergewaltigten
Gesteinigten
Sich für irgendeinen Gott Hingebenden
Die schon daheim Erschossenen
Von Bomben Zerrissenen
Vergifteten
Geköpften