„Das Leiden haben wir doch schon überwunden,“ mahnt meine Füllfeder. „Wir frönten den Genüssen, bis wir sie alle in ihrer Wirkung erforscht haben, wir exerzierten die Liebe, bis sie uns zu Höhepunkten und Enttäuschungen geführt hat, und auch der Musik konnten wir einige Statements abringen, bis sie im Dilemma der Seichtheit versunken ist. Wir sind hier, frei und geschunden, vor allen offenen Toren – vor Menschen, die unsere Freunde sein könnten, vor Existenzen, die unsere Erfüllung sein könnten, vor Landschaften, die unser Zuhause sein könnten, vor Worten, die unsere Geschichten sein könnten. Du zitterst und sehnst dich nach dem einen, wahren, ursprünglichen Wesen, und vielleicht hast du es nie gekannt, doch die Hoffnung, dass wir es eines Tages gemeinsam entdecken werden, treibt uns weiter und lässt uns glauben. So gesehen müssen wir unsere Stärke bewundern!“
(aus: "Gespräch mit meiner Füllfeder", ausgezeichnet mit dem Anerkennungspreis des Österreichischen Schriftstellerverbandes 2010)
Dienstag, 25. Januar 2011
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