Samstag, 25. Juli 2009

Frederic Morton in Wien

Gestern Abend fand in der Brunnenpassage am Yppenplatz eine Lesung mit Frederic Morton statt. Im Rahmen des Festivals „Zeitprägungen II. Begegnungen in der Thelemanngasse“ (siehe http://www.galeriestudio38/zeitpraegungenII) las er aus seinem Erinnerungsband "Zwischen zwei Welten". Die Veranstaltungsreihe "Zeitprägungen" läuft noch bis Mitte September und bietet Literatur, Musik sowie bildende Kunst, die sich speziell mit dem Begriff „Heimat“ auseinandersetzt. Morton steht gewissermaßen im Mittelpunkt des Festivals, nicht nur, weil er in Kürze seinen 85. Geburtstag feiert (was ihm in keiner Weise anzumerken ist), sondern auch weil er, als Fritz Mandelbaum in Wien geboren, bis zu seiner Vertreibung durch die Nazis 1939 in der Thelemanngasse nahe dem Brunnenmarkt gewohnt hat. Die Auseinandersetzung mit der Emigration in die USA und der Frage nach der Heimat sind wichtige Aspekte seines schriftstellerischen Werkes. Er selbst sagte einmal: „In New York war die Bäckerschule für mich die Ersatzheimat. Die Emigration in die Literatur war wieder eine Emigration aus der Ersatzheimat.“ Zwar schrieb Morton von Beginn an auf Englisch; doch für viele andere deutschsprachige Schriftsteller, die ab 1933 Deutschland und später Österreich verlassen mussten, wurde gerade das Schreiben in der Muttersprache ein Halt, ein Stück Heimat in der fremd gewordenen Welt. Und ich denke, auch für Schriftsteller, die nie eine solche Erfahrung machen mussten, ist das Schreiben gewissermaßen Heimat, in die sie immer zurückkehren können und sich geborgen fühlen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen