Sonntag, 10. Januar 2010

Ach, das Schreiben

Ob "Leben" und "Schreiben" miteinander kompatibel sind, ist eine gern gestellte Frage unter Schriftstellern und Beobachtern des Literaturbetriebs. Man sollte sie nicht überbewerten, aber ihren möglichen Erkenntnisgewinn auch nicht unterschätzen. Viele Herangehensweisen sind möglich. In jedem Fall erscheint es sinnvoll, "Leben" in diesem Zusammenhang konkret zu definieren. Angenommen, es handle sich hierbei nicht um ein Synonym für das Eintauchen in möglichst abwechslungsreiche emotionale Zustände, sondern um die Bezeichnung eines sozialversicherungstechnisch erträglichen Zustandes. Dann, muss ich zu diesem Zeitpunkt zugeben, ist "Leben" und "Schreiben" schwer bis gar nicht miteinander zu vereinbaren. Zumindest dann nicht, wenn man mehr als einige Zeilen verwertbarer Ideen zu Papier bringen will. Wie man eine Erzählung, einen Roman verfassen will und dabei gleichzeitig einer Lohnarbeit nachgehen, ohne die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen - Kafka machte das, er starb auch jung - ist mir ein Rätsel. Aber abgesehen vom schwindenden physischen Energielevel bemerke ich auch, dass eine längere Geschichte auch ein längeres, ausschließliches Verweilen in ihrem Kosmos verlangt, das nicht durch die Banalitäten der realen Welt unterbrochen werden darf. Insofern: Stipendien sind nicht nur eine gute, sie sind eine notwendige Sache, ist die Gesellschaft auch in Zukunft an guter Literatur interessiert.

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