Donnerstag, 21. Mai 2009

Paul Auer: Schreiben


Für mich ist Literatur etwas sehr Politisches. Weil sie das Wirken sozialer, kultureller, medialer, ökonomischer Zustände auf das scheinbar Private veranschaulichen kann (die besten Beispiele, für mich zumindest: „Der Mann ohne Eigenschaften“ und „Berlin, Alexanderplatz“); im Gegensatz zum der Objektivität verpflichteten Journalismus mit stilistischen Mitteln, die auch das Irrationale, Absurde und Hässliche im Menschen berücksichtigen und dadurch eine emotionale Bande zum Leser / der Leserin ermöglichen. Weswegen ich auch überzeugt bin, dass Literatur sehr wohl eine Veränderung bewirken kann: des Blickes auf das Leben anderer, des Zuganges zum eigenen; wenn auch klein, so nicht unbedeutend. Ich schreibe also, um menschliche und politische Zustände zu verdichten und begreifbar zu machen. Weil ich es als Aufgabe und Privileg eines Schriftstellers sehe, darzustellen, was andere nicht in Worte fassen können; Bestandsaufnahmen der Wirklichkeit zu machen und dabei in fremde, absurde, wilde, gefährliche und natürlich wunderschöne Welten einzutauchen. Dass das Schreiben dadurch auch stets eine Bestandsaufnahme der eigenen Position und das Entwickeln eigener Utopien ist, versteht sich von selbst.

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